
„Mein Ziel ist, dass unser Wachstum als etwas wahrgenommen wird, das gut für die Welt ist.“
Und – was waren Ihre ersten Schritte?
Eine Erkenntnis war relativ schnell, dass wir uns bei unserem ESG-Reporting, also die Offenlegung, wie unser Unternehmen mit Themen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung umgeht, insbesondere mit Bezug auf die kommenden Gesetze weiterentwickeln müssen. Schließlich können wir uns nur verbessern, wenn wir transparent sehen, was unsere Auswirkungen mit Bezug zu Nachhaltigkeit sind. Erst so können wir entscheiden, welche Ziele wir uns definieren. Gemeinsam mit Finance ein sauberes ESG-Reporting aufzubauen, das auch durch den Wirtschaftsprüfer geprüft und entsprechend der kommenden Gesetze konform ist, war eines der ganz großen Projekte für mich.
Woran arbeiten Sie jetzt gerade?
Ein sauberes ESG-Reporting zu etablieren war erst der Anfang. Unser Ziel geht darüber hinaus: Wir wollen die identifizierten Auswirkungen konkret reduzieren. Genau hier beginnt der Blick nach vorne und darin liegt der Kern meiner Aufgabe. Es geht darum, die Resilienz unserer Lieferketten zu erhöhen, Risiken zu minimieren, bessere Finanzierungen zu schaffen und strategische Entscheidungen aktiv voranzutreiben.
Dafür brauchen wir eine klare, strategische Herangehensweise: Welche Maßnahmen stehen uns zur Verfügung? Welche Kosten sind damit verbunden? Wo lässt sich ein Payback erzielen und welchen Beitrag leisten die Maßnahmen zur Minderung unseres ESG-Impacts?
Unser nächster Schritt ist eine langfristige Planung, bei der die Senkung der CO₂-Emissionen klar im Vordergrund steht. Gleichzeitig ist mir wichtig, dass wir alle Menschen auf diesem Weg mitnehmen. Nachhaltigkeit darf kein Projektthema eines kleinen Kreises bleiben. Wir müssen stärker in die Kommunikation gehen, Verständnis schaffen und eine Gemeinschaft aufbauen, die den Wandel mitträgt. Nur dann entsteht eine echte Impact-Community, die Veränderung trägt und langfristig möglich macht.
Sie sind nur ein Einzelner, der für die Nachhaltigkeit eines globalen Unternehmens zuständig ist. Wie gelingt es Ihnen, das Thema weltweit voranzubringen?
Ich verstehe meine Rolle nicht als jemand, der Vorgaben macht und Anweisungen erteilt. Vielmehr sehe ich mich als Koordinator und Ermöglicher. Meine Aufgabe ist es, Mitarbeiter zu befähigen, Nachhaltigkeit in ihrem jeweiligen Kontext voranzutreiben – und sie dabei nicht alleine zu lassen. Ich orchestriere, berate, begleite und vernetze. Ein wichtiges Instrument ist zum Beispiel unser Regionennetzwerk, in dem sich die Nachhaltigkeitsmanager aus den verschiedenen Ländern alle sechs Wochen austauschen. Wir besprechen dort Ziele, Aufgaben und Erfahrungen. Alleine durch diese Kontinuität entsteht schon sehr viel Bewegung.
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das vor allem in der EU vorangetrieben wird. Stoßen Sie in anderen Regionen der Welt manchmal auf Widerstände?
Es stimmt, dass das Thema vor allem in der EU durch Gesetze vorangetrieben wird. Aber in der Umsetzung sind andere Länder vorn. Hierzu gehört beispielsweise China. China übernimmt Ansätze pragmatisch und treibt sie konsequent voran, wenn sich daraus ganzheitlich ein Vorteil ergibt. Insbesondere bei den Themen wie der regenerativen Energie oder Elektrifizierung ist China uns voraus. Während in Europa noch diskutiert wird, wird dort bereits konsequent umgesetzt. Ähnlich überraschend war für mich, wie weit KSB in Indien bei Themen wie Energieeffizienz, sozialer Verantwortung und Diversität ist. Das zeigt: Nachhaltigkeit ist ein globales Thema.
Nachhaltigkeit ist ja oft eine zusätzliche Aufgabe für Mitarbeiter. Wie gelingt es Ihnen, dass sie diese als sinnvoll statt belastend wahrnehmen?
Mir ist wichtig, den Sinn und Nutzen von Nachhaltigkeit für unser Unternehmen zu zeigen. Wenn wir nachhaltiger arbeiten, sichern wir unsere Zukunftsfähigkeit und erhalten unsere Licence to Operate. Oft geht es konkret um Effizienzsteigerungen und Einsparungen beim Energieverbrauch. Das sind ganz direkte, messbare Vorteile. Gleichzeitig spielt auch die Wahrnehmung von außen eine Rolle: Menschen wollen bei Unternehmen arbeiten, die Verantwortung übernehmen und einen positiven Beitrag leisten. Wenn wir klarmachen, dass Nachhaltigkeit uns als Unternehmen stärkt und attraktiver macht, dann wird sie nicht als Zusatzbelastung, sondern als gemeinsame Aufgabe verstanden.
Hat sich dadurch, dass Sie sich viel mit dem Thema Nachhaltigkeit beruflich beschäftigen, auch sein Stellenwert im Privaten geändert?
Es ist bei der Arbeit wie im Privaten: Ich versuche einen Kompromiss zu finden. Wir müssen als Unternehmen eine Balance zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit finden. Genauso ist es im Privatleben auch. Da fahre ich Zug, schaue, dass ich nicht so viel Essen verschwende und mit weniger Emissionen in den Urlaub komme.
Wo sehen Sie KSB beim Thema Nachhaltigkeit in fünf Jahren?
Ich hoffe, dass wir bis dahin spürbare Fortschritte erzielt und unseren Beitrag zu einer nachhaltigeren Zukunft weiter ausgebaut haben. Auf Produktebene werden wir sicherlich einen weiteren Entwicklungsschritt machen, hin zu mehr digitalen und vernetzten Lösungen. So können wir unseren Kunden helfen, ihre eigenen Prozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Gleichzeitig wünsche ich mir, dass wir als Unternehmen durch unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit Menschen anziehen und inspirieren. Mein Ziel ist, dass KSB weltweit als einer der Treiber für eine resiliente, zukunftsorientierte und positive Entwicklung unseres Planeten wahrgenommen wird. Und dass unser Wachstum als etwas verstanden wird, das gut für die Welt ist.


