Vier Pumpen mit höchster Effizienz bei niedrigsten Lebenszykluskosten
Vier internationale Pumpenhersteller haben Angebote eingereicht, aber das von KSB Kanada setzte sich durch. Trotz der mit Abstand höchsten Investitionssumme konnte KSB mit den niedrigsten zu erwartenden Gesamtlebenszykluskosten über 25 Jahre punkten. Das war der beeindruckenden Energieeffizienz und der kreativen Lösung von KSB zu verdanken. So hatte KSB nur eine einzige Baureihe für alle vier Pumpen (große und kleine) vorgesehen, was den Ersatzteilbedarf reduziert und infolge die Lebenszykluskosten senkt. Außerdem bot diese Lösung die erforderliche Flexibilität, um bei steigendem Bedarf zukünftig die Pumpenkapazität problemlos zu erhöhen. KSB Kanada erhielt den Zuschlag und begann 2019 mit der Planung und Beratung. Die Herstellung der Pumpen startete 2020, die modernisierte Pumpstation wurde im August 2022 in Betrieb genommen.
Damit LHPWSS bei der Auswahl der Pumpen so flexibel wie möglich sein konnte, wurden vier Pumpenlieferanten aufgefordert, getrennte Angebote für die kleinen und großen Pumpen abzugeben und einen Nachlass für den Fall zu gewähren, dass sich LH&EAPWSS für die Lieferung der kleinen und großen Pumpen von einem Hersteller entscheiden sollte. Die kreative Lösung von KSB bestand darin, alle vier Pumpen mit einer einzigen Baureihe abzudecken, wobei nur die Laufräder und Motoren entsprechend der Pumpengröße unterschiedlich waren. Die Grundplatten aller Pumpen waren gleich groß. Die von KSB vorgeschlagene Lösung bedeutete einerseits zwar hohe Investitionskosten, aber andererseits einen geringeren Ersatzteilbedarf und damit Kosteneinsparungen für den Kunden.
Ein enormer Vorteil des Angebots von KSB war, dass für die kleineren Pumpen die gleichen Gehäuse- und Grundplattengrößen wie für die größeren Pumpen vorgesehen waren und damit die Möglichkeit bestand, durch den Einbau größerer Laufräder und Motoren die Leistung der kleinen Pumpen zu einem späteren Zeitpunkt zu erhöhen. Das kann vor Ort geschehen, ohne Arbeiten am Bauwerk vornehmen zu müssen. So kann die Wasserversorgung bei steigendem Bedarf mit einem Minimum an Kosten und Störungen in der Anlage aufrechterhalten werden.
Die von LH&EAPWSS beauftragten Planer AECOM Canada führten eine Analyse der Lebenszykluskosten für einen Zeitraum von 25 Jahren unter Berücksichtigung der Investitionskosten, des Energieverbrauchs und der Wartungskosten durch, und KSB erhielt infolge den Zuschlag. Da die von KSB angebotenen Pumpen die technischen Anforderungen erfüllten und die niedrigsten Kosten über die zu erwartende Gesamtlebenszykluszeit von 25 Jahren aufwiesen, empfahlen AECOM und RWS, das Angebot von KSB anzunehmen.
Die RDLO-Pumpen
RDLO-Pumpen haben sich in zahlreichen Wasseranwendungen weltweit bewährt und wurden für die spezifischen Anforderungen des Kunden als bestens geeignet befunden. Die längsgeteilten, einstufigen RDLO-Spiralgehäusepumpen von KSB wurden speziell für Rohwasser, reines Wasser, Brauchwasser und den Transport von Flüssigkeiten mit minimalem Strömungswiderstand konzipiert. Aus diesem Grund senken sie die Energie- und Lebenszykluskosten der Anlagen, in denen sie zum Einsatz kommen. Darüber hinaus sind sie zuverlässig und bieten eine hohe Verfügbarkeit. Die Zuverlässigkeit beruht auf den von robusten Teilflanschen abgedichteten Spiralgehäusehälften, während die hohe Verfügbarkeit auf die Verwendung großzügig dimensionierter Lager und hochwertiger Wellendichtungen zurückzuführen ist. Dauerhafte Laufruhe wird durch den strömungsgünstigen, verwirbelungsfreien Einlaufkrümmer und die starre Welle mit geringen Lagerabständen geschaffen. Da die Welle im fördermediumberührten Bereich komplett abgedichtet ist und weder Stufen noch Gewinde besitzt, bietet die RDLO eine zuverlässige Kraftübertragung.
Die Kombination aus massiven Lagerträgern, einer kurzen und steifen Welle und vorgespannten Lagern garantiert geringe Vibrationen und eine lange Lebensdauer der Lager, Dichtungen und Kupplung. Die längsgeteilten Spiralgehäusepumpen vereinfachen die Wartung, da alle Teile für eine gründliche Inspektion leicht zugänglich sind. Der Antrieb kann sowohl links als auch rechts von der Pumpe angeordnet werden, ohne dass zusätzliche Teile oder Änderungen am Gehäuse erforderlich sind. „Zwei der Pumpen sind mit 3500-PS-Motoren und die beiden anderen mit 2500-PS-Motoren ausgerüstet. Hierbei handelt es sich um die Hauptpumpen, die das gesamte LHPWSS-Gebiet mit Trinkwasser versorgen, unter anderem viele Kunden in über 50 km Entfernung, wodurch der Energieverbrauch der Pumpen entsprechend hoch ist. „Es sind manchmal kleine Verbesserungen, die den Wirkungsgrad um ein oder zwei Prozent erhöhen, aber angesichts der Gesamtgröße der Anlage macht sich das in den Kosten deutlich bemerkbar“, so Marcus Henderson.
Der Einbau
„Da die Pumpen in ein bereits vorhandenes Bauwerk eingebaut wurden, musste die Anlage während der Nachrüstung mit halber Leistung gefahren werden“, erklärt Billy Haklander. „Der in der Anlage vorgesehene Reserveaufstellbereich konnte für den Einbau der ersten Pumpe genutzt werden. Während des Einbaus von Pumpe 5 und Pumpe 6 liefen die Pumpen 1, 2 und 3. Nachdem die eingebauten Pumpen geprüft und wir mit ihrer Leistung zufrieden waren, konnten die Pumpen 4, 5 und 6 ihren Betrieb aufnehmen und die Pumpen 1, 2 und 3 eingebaut werden.“
Der Einbau neuer Pumpen war die Gelegenheit, auch Absperrarmaturen nachzurüsten. Aufgrund der fehlenden Absperrarmaturen an den Bestandspumpen musste man früher die Hälfte der Druckleitungen (drei Pumpen) absperren, um an einer Pumpe eine Reparatur durchführen zu können. Die Pumpenkapazität der Anlage war damit effektiv auf die Hälfte ihrer Nennkapazität begrenzt. Durch den Einbau einer kombinierten Rückschlag- und Absperrarmatur anstelle von zwei einzelnen Armaturen in jeder Pumpendruckleitung war jede Pumpe mit einer eigenen druckseitigen Absperrarmatur ausgerüstet. Zukünftig kann so die Druckleitung jeder Pumpe für Wartungs- und Reparaturarbeiten abgesperrt werden.
Der Pumpenwirkungsgrad
Ein zentraler Aspekt des Projekts war die Frage, ob die Energieeinsparungen mit den Pumpen tatsächlich erreicht werden, weshalb eine Abnahme im KSB-Werk in Halle (Deutschland) erforderlich war. „Zur Durchführung der Stringtests (Probeläufe) und zur Aufzeichnung der Gesamtleistung der Pumpen mussten Motoren für die entsprechenden Pumpengrößen in unser Werk geliefert werden“, erklärt Henderson. Um den Motorwirkungsgrad zu ermitteln, mussten die Motoren außerdem eine Typprüfung unter Volllast gemäß IEEE-Norm absolvieren. „Der Wirkungsgrad der Pumpen wurde auf der Basis der im Werk erfassten Gesamtleistung und der Daten des Motorenherstellers ermittelt. Bei diesem Projekt waren hohe Vertragsstrafen für die Leistungsgarantien vorgesehen, so dass KSB bei Nichteinhaltung der garantierten Wirkungsgrade die Differenz zwischen den tatsächlich angefallenen und den garantierten Energiekosten über die gesamte Laufzeit an LHPWSS würde zahlen müssen“, ergänzt Henderson.
„Erwähnenswert ist die Tatsache, dass die Pumpentests an unbeschichteten Pumpen durchgeführt werden mussten. Da die Beschichtung erst nach den Testläufen aufgebracht wurde, ermittelten diese Tests den wirklichen Wirkungsgrad der Pumpen. Wenn man bedenkt, dass eine Beschichtung den Wirkungsgrad um ein bis zwei Prozent verbessern kann, fanden die Tests unter erschwerten Bedingungen statt.“
Fazit
„Der Austausch von fünfzig Jahre alten Pumpen im Wasserwerk am Huronsee wird zu erheblichen Energieeinsparungen und zur Optimierung des Pumpenbetriebs führen. Dieses große Infrastrukturprojekt umfasste den Einbau von zwei Pumpen mit einer Leistung von 2000 PS/1494 kW und zwei Pumpen mit einer Leistung von 3500 PS/2611 kW samt kombinierten Rückschlag- und Absperrarmaturen sowie einer Mittelspannungsschaltanlage (Motor Control Centre). Die Installation erfolgte, ohne die Versorgung der regionalen Kunden von LHPWSS zu unterbrechen“, so Billy Haklander.
„Die Zusammenarbeit mit KSB und den anderen Anbietern während einer weltweiten Pandemie stellte uns vor unvorhergesehene Herausforderungen, aber ich war erstaunt, wie gut das Projekt lief. Das KSB-Team in Kanada konnte die Verfolgung der Tests mit einem virtuellen Abnahmeprogramm ermöglichen und von den zuständigen Ingenieuren im KSB-Werk in Halle (Deutschland) erhielten wir alle gewünschten Informationen. KSB hat an vorderster Front zum Erfolg dieses Projekts beigetragen. Die Zusammenarbeit von KSB mit den Hauptakteuren, insbesondere dem Generalunternehmer, Kenaidan Contracting, wurde sehr geschätzt. Kenaidan Contracting war verantwortlich für den Einbau der Pumpen und die mechanischen Aspekte des Projekts sowie die Überwachung der Installation der elektrischen Komponenten durch deren Subunternehmer Selectra“, so Billy Haklander.
Für KSB Kanada hat das Projekt einige organisatorische Veränderungen gebracht. Aufgrund des Huronsee-Projekts hat KSB Kanada seine technischen und personellen Ressourcen für die Inbetriebnahme erhöht, um weitere wichtige Infrastruktur- bzw. Wasserversorgungsprojekte dieses Umfangs in Kanada durchführen zu können.
Marcus Henderson resümiert: „Dass wir in der Lage waren, Ressourcen für ein ständiges Inbetriebnahme-Team zu schaffen, war einer der positiven Aspekte dieses Projekts. Da die Projekte immer komplexer werden und sich über längere Zeiträume erstrecken, besteht ein Bedarf an größerer Kontinuität, und wir sind bestrebt entsprechend dieser neuen Entwicklung unseren Kunden personell und technisch ständig zur Verfügung zu stehen.“